Gleiskolumne № 4

Schlimmer geht's immer


Man nutzt die Bahn, wenn man von einem Ort zum nächsten kommen will. Zu einer bestimmten Zeit – ich sag mal lieber Zeitspanne. Wenn man aber gar nicht an seinem Ziel ankommt oder so viel später, dass es keinen Sinn mehr ergibt, dann hat die Bahn ihren Zweck nicht erfüllt.

Und nur so vorab: Es geht es mir nicht um irgendwelche Fahrgastrechte oder das Geld, sondern einfach um die verlorene Zeit. Den verlorenen Tag, den ich unnötig in der Kälte bei Minusgraden verbrachte. So wie am letzten Wochenende.

Es fing schon in der Pfalz an. Der Regionalexpress fiel komplett aus. Die Regionalbahn fuhr nur mit Schrittgeschwindigkeit inklusive langen Aufenthalten. Es ging soweit, dass der Lokführer mitten auf dem Feld aussteigen musste, um die Schranken herunterzulassen. Kein Traktor dieser Welt würde sich an diesen Bahnübergang hinbeamen können und trotzdem muss diese Gründlichkeit sein. Auch wenn noch mehr Zeit verschwendet wird.

Ist das Chaos erstmal entstanden, läuft mit Sicherheit nichts mehr rund. Nach meinem Bahn-Trauma habe ich über einen Monat lang keine Bahn mehr benutzt. Ich musste gewappnet sein, denn schlimmer geht's immer. Nachdem ich spätabends nach fast elf Stunden in meiner alten Heimat ankam, wusste ich schon, dass es sich kaum gelohnt hat. Am nächsten Tag musste ich wieder nach Köln. Die Fahrt dahin: sechs statt drei Stunden.


Weil die S-Bahnen auch nicht fuhren, musste ich vorzeitig in Leverkusen Mitte aussteigen. Der Bahnhof machte mir zu schaffen. Kaum etwas ausgeschildert und gefühlt 30 Haltestellen für die unzähligen Schienenersatzverkehre. Ich lief planlos umher bis ich einige Busfahrer fragte, wo genau der Ersatz für meine S-Bahn abfährt.

Auch die nächsten zwei Tage waren mir zu anstrengend. Kaum eine Bahn fuhr pünktlich. Die S-Bahn kam – wenn überhaupt nur im 60-Minuten-Takt. NRW und ganz besonders Köln zeigte sich wieder von seiner unzuverlässigen Seite. Ich hatte genug vom Warten. Genug von der eisigen Kälte. Ich rief meinen Freund an, der glücklicherweise die lange Fahrt auf sich nahm und mich aus Köln abholte. So schnell steige ich in keine Bahn mehr ein.


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