Das vierte Buch in diesem Jahr und wieder bin ich in Tokio gelandet. Eine Geschichte, die sich in nur einer Nacht abspielt, verspricht die Rückseite des Buches. Genau mein Geschmack, wie es schon in meinem absoluten Lieblingsfilm Collateral aus dem Jahr 2004 der Fall ist, in dem die Story ebenfalls am Abend beginnt und im Morgengrauen endet.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers. Fast schon wie ein Drehbuch werden die Szenen beschrieben. Oft ist auch von der Kameraführung in einem Raum die Rede. Die viele wörtliche Rede lässt den Lesefluss aber nicht staubtrocken wirken.

Ein Highlight ist auch die Musikauswahl. Genau wie in einem Film, bekommt man mit, was im Hintergrund zu hören ist. Jemand hat sich zum Glück die Mühe gemacht und die erwähnten Tracks in einer Spotify Playlist zusammengestellt. Danke dafür, so musste ich nicht jeden Titel einzeln suchen.

18 Kapitel auf 237 Seiten lassen sich schnell weglesen. Lediglich die merkwürdigen und sehr ausführlich beschriebenen Szenen über eine schlafende junge Frau waren etwas anstrengend. Die Story wirkt fast wie ein Film, der nachts auf Arte läuft, den ich mir gerne anschaue, weil er so schön entspannt ist, in dem nicht viel passiert, sondern nur ein Schnipsel aus dem Leben gezeigt wird.

Natürlich fügen sich alle "Szenen" irgendwie zusammen. Fast schon nervig, dass es im Buch so explizit erwähnt wird. Am Ende blieben mir auch viele Fragen, ob die Story etwas vermitteln wollte, ob ich etwas übersehen habe oder ob man als Leser einfach nur diese eine Nacht mitbeleitet hat.

Gefunden habe ich das etwas vergilbte Stück übrigens in dem sehr vollbeladenen Bücherschrank am Bültmannshof in Bielefeld. Und konnte es sogar – gegen meine Behauptung im ersten Beitrag dieser Kolumne – sogar auf meiner Bahnfahrt lesen.