Jedes Mal, wenn ich an einem öffentlichen Bücherschrank vorbeigehe, blicke ich rein. Und manchmal nehme ich mir auch ein Buch mit.

Ich lebe in einer Stadt, in der es scheinbar keine öffentlichen Bücherschränke gibt. Ich habe bis jetzt nur einen einzigen entdeckt. An der Uni. Und der ist sehr dürftig und nur mit alten Gesetzbüchern oder sonstigem Schrott gefüllt.

In Bielefeld fuhr ich damals öfter mit der Stadtbahn zur Station Bültmannshof, entweder um mir ein Buch mitzunehmen oder meine alten dort abzustellen. In Köln-Rodenkirchen nahm ich auch schon mal eins mit und in Osnabrück am Hauptbahnhof gibt es sogar einen versteckten Warteraum mit Büchern zum Mitnehmen.

Diese Woche fand ich in Luxemburg ein Buch mit dem Titel The Tokyo Diaries. Man soll Bücher nicht nach ihrer Optik werten, aber mich überzeugen trotzdem gutgestaltete Cover. Ich nahm es mit, ohne mir dabei etwas zu denken. Und nun klebe ich in jeder freien Minute daran. Der Schreibstil ist genau mein Geschmack. Persönlich, einfach und direkt. Ist ja auch ein Tagebuch. Leichte Kost, bei der ich nebenbei noch einiges über die japanische Metropole und Sprache lerne. Und das obwohl die Stories aus den Jahren 2005 bis 2007 sind. Eine Zeit, in der man Alben auf CD kaufte und anfing sich E-Mails aufs Handy zu schicken. Immerhin eine Zeit, an die ich mich noch erinnern kann.

Meine Konzentration reicht meist nur vom Schreibtisch bis zur Küche. Und wie oft kam ich schon aus dem Supermarkt und habe vergessen das mitzubringen, wofür ich losgegangen bin. Und wie oft wollte ich nur kurz was auf dem iPhone nachschauen und verlor mich in Insta Nachrichten. Wahrscheinlich genau so oft, wie ich schon versucht habe Bücher zu lesen und sie nach 20 Seiten für immer weglegte.

Diesmal nicht. Diesmal soll es anders sein. Ich habe schon gelernt mein Handy wegzulegen und vergesse es sogar manchmal stundenlang. Wenn ich lese darf mich nichts ablenken. Keine Musik und keine Menschen um mich herum. In der Bahn oder im Café zu lesen ist für mich noch schier unmöglich.

Wie gut, dass ich erst letzte Woche aus einer Kiste am Straßenrand ein Buch mitnahm mit dem passenden Titel Schluss mit dem täglichen Weltuntergang – Wie wir uns gegen die digitale Vermüllung unserer Gehirne wehren. Auch da lese ich mal rein. Aber eins nach dem anderen, sonst ist das Chaos im Kopf schon vorprogrammiert. #BooksfromBoxes