Überall zu Hause


Ich gehe in Düsseldorf bei Rewe einkaufen, als würde ich dort um die Ecke wohnen. Ich steige in Dortmund in die U-Bahn und stehe neben Menschen, die auf dem Nachhauseweg sind. Ist die 153 schon abgefahren?, fragt mich eine Frau am Wiener Platz in Köln, als ich mich kurz an die Laterne an der Bushaltestelle anlehne. Nein, die hat mal wieder Verspätung. Ich habe schon überlegt, auch als Nichtraucher immer ein Feuerzeug in meiner Hosentasche mitzutragen. So oft, wie ich nach Feuer gefragt werde, würde es sich lohnen.

Wobei es in letzter Zeit auch etwas weniger geworden ist. Die Pandemie hat uns alle etwas auseinandergerückt. Vielleicht nicht in der Stadtbahn, aber in der Sprache. Manchmal muss ich kurz stehen bleiben und überlegen in welcher Stadt ich jetzt überhaupt bin. Laufe ich gerade wirklich durch Othmarschen, diesem beeindruckenden Viertel in Hamburg? Trinke ich gerade echt aus einem Hartplastikbecher Glühwein am Marienplatz in München?

Es ist nicht mal das Verrückte daran, dass ich einfach durch irgendeine random Straße in dieser Republik laufe. Es ist verrückt, dass ich mich dort sofort heimisch fühlen könnte. Wo mir früher die Unterschiede ins Auge fielen, sehe ich jetzt die Gemeinsamkeiten. Die Schilder, auf denen die Straßennamen stehen, sehen vielleicht in Hamburg anders aus als in Frankfurt. Der Dialekt in der Pfalz ist schwerer zu verstehen, als der in Dresden. Und ja sogar das Toastbrot im Supermarkt ist in der Pfalz etwas härter, als in meiner alten Heimat. Dafür ist im Süden das S-Bahn-Netz deutlich besser. Ostwestfalen hat noch nicht mal eins. Gedankenende.